Mittwoch, 29. August 2018

Bienvenidos a Chile - vom stillen Ozean, Weinbergen, Künstlern und bunten Häusern


Ich schreibe mal wieder aus einem Bus diesmal nach San Pedro de Atacama. Schlappe 24h soll die Tour dauern. Doch dazu später...
Über Mini-Zwischenstopps in Australien und Neuseeland (Die haben ernsthaft meine Wanderstiefel gewaschen, zum Schutz vor eingeschleppten Insekten.) landeten wir schließlich in Santiago de Chile. Hier konnten wir gleich unsere kaum vorhandenen Spanischkenntnisse unter Beweis stellen, um mit Bus und Metro zum Hostel zu kommen. Später haben wir erfahren, dass die Chilenen wohl einen sehr eigenen Dialekt haben, sodass sogar andere südamerikanische Landsleute Schwierigkeiten haben ihr Spanisch zu verstehen. Gefunden haben wir das Hostel in dem Künstler- und Ausgeviertel Barrio Bellavista. Hier ist immer was los und von Strassenmusikern und -händlern, günstigen Bierkneipen für eine deftige Chorillana (Pommes, verschiedenes Fleisch oder Wurst und dazu noch 2-3 Speicheleier  und Rostzwiebeln) oder Completo (Hotdog mit Guacamole, Tomatensalsa und Gemüse -  schon eher mein Fall) hin zum hochklassigen Steakhaus, gutem Wein und Cocktails ist hier alles zu finden. Es gilt natürlich den Pisco sour als Nationalcocktail nicht zu verpassen (Um die Urheberschaft streiten sich Chile und Peru). Überhaupt: Endlich mal wieder guten Wein und Rindfleisch. Das hatten wir ja schon ne Weile nicht. Santiago hat außerdem eine hübsche Altstadt, riesige Märkte und den höchsten Wolkenkratzer Südamerikas zu bieten. Weiterhin. beherbergt Santiago eine Seilbahn (und eine Standseilbahn) zum Cerro der San Cristóbal. Obendrauf steht eine riesige Jungfrauenstatue und man kann die ganze Stadt bis zu den Anden sehen. Hier ist übrigens Winter. Das bedeutet Temperaturen zwischen 4 und 18°, was aber grade an der Küste sich doch wesentlich kälter anfühlen kann, sodass man sich vor dem Kamin zusammenrollen muss - gemütlich.









Wir haben uns einen Mietwagen genommen und uns auf die Socken in das schöne Umland Santiagos gemacht: Vorbei an unzähligen Weingütern (Okay, 1-2 Flaschen mussten doch mit.) machten wir den ersten Stopp in Quintay: Ein kleines Fischerdorf mit ehemaliger Walfänger-Station, die man jetzt als Museum besuchen kann. Bei strahlendem Sonnenschein und nicht ganz so tropischen Temperaturen Fisch essen, hatte schon fast ein bisschen was von zuhause - wobei das Pazifik-Panorama gewaltig ist. Wir hatten hier in der Nähe eine superschöne, kleine Hütte, die eigentlich für mehrere gedacht ist. Wir waren aber allein dort mit einem Kamin und einer gigantischen Terrasse mit Meerblick und einer Schule jagender Delphine in der Bucht unter uns nur für uns allein. Weiter ging's nach Isla Negra, was eigentlich keine Insel ist, sondern ebenfalls ein kleines Örtchen. Hier gibt es das Haus des chilenischen Nationaldichters und Nobelpreisträgers Pablo Neruda zu besichtigen: Ein kurioses Bauwerk - einem Schiff nachempfunden -  mit allerhand verspielten Details und Überraschungen mit Bezug zu seinem Lebensweg und aus jedem Raum Blick auf den Ozean - wirklich sehr malerisch. Den nächsten Tag zog es uns zur Abwechslung mal in die Berge, wo wir nach einem schönen Roadtrip mit Blick auf schneebedeckte Andengipfel zum Ausklang des Tages mit schönem Bergpanorama unser privates Asado (Grillen) veranstaltet haben - natürlich auch mit einer guten Flasche Wein. Zwei Franzosen haben sich noch dazugesellt und es war ein lustiger Abend. Unser letzter Stopp auf unserem Roadtrip führte uns nach Pichilemu einem der ersten Seebäder Chiles und einem Surfhotspot. Bei der Kälte haben wir uns das allerdings nicht gegeben. Pichilemu hat schöne Buchten mit einem riesigen Strand und bei unserer Ankunft mächtige Brecher. Auch hier konnte man im Hostel mit bestem Blick und am Kamin abends kochen und mit anderen Reisenden schnattern und zuvor die Sonne genießen.
















Nachdem wir das Auto abgeben haben ging es mit dem Bus von Santiago aus nach Valparaiso: Eine geschäfige Hafenstadt, die als Kulturhauptstadt Chiles gilt und deren Altstadt Weltkulturerbe ist. Berühmt ist Valparaiso bei Touristen vor allem wegen der kleinen farbenfrohen Gassen auf dem Cerro algere und dem Cerro concepcion mit Streetart im Wechsel mit historischen Bauten. Hier wohnen jetzt viele Künstler und Studenten. Zwischen den vielen bunten Treppen laden viele süße Läden und Cafés zum Verweilen und in den Tag Hineinleben ein. Ab und zu weht einen der Geruch nach Grass um die Nase und Strassenhändler verkaufen Happy Cake und Chocolate. Und die Strassenmusiker machen hier jede Ampelquerung zur Party.
Im Hostel haben wir außerdem Carlos kennengelernt. Einen echt netten Kolumbianer, der hier im Hostel arbeitet.















Jetzt haben wir unsere Bustour schon fast geschafft und sind schon riesig gespannt auf die Atacama-Wüste und vor allem die Sterne!



Mittwoch, 8. August 2018

Sumatra und Java - Orang utans, Erdbeben und das blaue Feuer


Willkommen auf Sumatra!
Unser erster Weg führte uns nach dem Flug erstmal mitternächtens auf eine Ruckelpiste nach Bukit Lawang. Letzteres ist ein kleines Dörfchen am Rande des Urwalds mit einem malerischen Flüsschen, auf dem auch geraftet wird. Von hier aus kann man gut den Dschungel per Trek erkunden. Sumatra ist neben Borneo einer der letzten Flecken der Welt, wo man Orang utans in freier Wildbahn sehen kann. Wir wollten ein bisschen mehr sehen und haben gleich einen 3-Tagestrek inkl. Übernachtungen geplant.
Im Urwald angekommen haut einen die Wärme und vor allem die Luftfeuchtigkeit förmlich um. So haben wir noch nie geschwitzt! Zumal es dort auch nicht nur ebenerdig voranging - aber sehr hübsch mit den kleinen Pfaden durchs dichte  Unterholz über Stock und Stein. 






Etwas irritierend waren vor allem am Anfang die vielen anderen Touristen, die natürlich zu Beginn einer 3-stündigen  oder Tagestour eine ähnliche Route hatten wie wir. Das alles war aber nach der ersten Sichtung eines Orang utans vergessen. Es ist wirklich beeindruckend, ihnen so nahe zu kommen und sie wirken sooo friedlich. Wir haben sogar zweimal eine Mutter mit ihrem Jungen gesehen. Die waren laut dem Führer nur wenige Tage und wenige Wochen alt. Am beeindruckensten war aber ein großes Männchen, was sich von uns beim Futtern von "versehentlich" fallen gelassenen Fruchtschalen nicht stören ließ (Sowas sollte eigentlich nicht passieren.). 









Übernachtet wurde dann in einem planenartigen Unterstand an einem Flüsschen inkl. Verpflegung. Zum Zeitvertreib wurden aus Flusskieseln Orang utan-Köpfe geschnitzt (was auch sonst). Und was man sagt, stimmt schon: Nachts brüllt dich im Dschungel alles an. Allein die Insekten sind schon ordentlich laut...Von dem Rest will man vll gar nicht wissen, was da außer Affen sonst noch Krach macht. An manchen Stellen der Tour war man sich aber nicht sicher, ob man wirklich weit im Urwald ist, oder ob man die Hälfte der Zeit im Kreis gelaufen ist. Am nächsten Morgen mussten wir leider entschieden aus einem 3- einen 2-Tagestrip zumachen, weil ich mir einen ordentlichen Rotz eingefangen hatte. Der am Nachmittag einsetzende Dauerregen hat einem die Entscheidung nicht schwerer gemacht. Die Wege wäre ich nicht so gern im Matsch herunter geschlittert. Nacht weiteren fünf Stunden durchs Grün kamen wir mal wieder zu einem Fluss. Hier durften wir dann das ausprobieren, was hier traditionelles Rafting genannt wird: 3-4 Gummischläuche werden aneinander befestigt und je 2 Touris reingesetzt und flussabwärts getrieben. Das hat aber den Spaß nicht im mindesten geschmälert. Zwischendurch intonierten die Führer zur Melodie von Jingle Bells einen selbst geschusterten Dschungel-Song:" Dschungel-Trek, Dschungel-Trek in Bukit lawang...." Alles in Allem war es auf jeden Fall ein Erlebnis.


Für uns ging es weiter nach Pulau Weh. Einer Insel im Nordwesten von Sumatra und der westlichste Punkt Indonesiens. Wunderschöne Buchten, Tauchen und Relaxen in einer Bambushütte mit Meerblick war hier unser Ziel. 
Weiter muss man wissen, das in Pulau Weh die Scharia gilt. Soll heißen, dass sie zwar nicht streng auf Touristen angewendet wird, aber zumindest saß man hier vollkommen(!) auf dem Trockenen. Das war dann unsere persönliche Detox-Woche. Bezüglich des Tauchens kann Komodo eigentlich nicht viel toppen, aber beeindruckend war schon die Strömung. Die war man ja eigentlich schon gewohnt, aber hier war sie an einigen Tagen vollkommen unberechenbar - wie eine Waschmaschine da unten....Da kann einem schon ein bisschen anders werden.



Aufgrund von Tipps von Mitreisenden entschieden wir uns kurzerhand vor unserer näher rückenden Abreise aus Indonesien noch Java per Zug zu erkunden. So ging es erstmal nach Jakarta und von hier aus mit dem Zug durch Reisfelder und durch in der Ferne vorbeiziehende Vulkanlandschaften nach Yogyakarta. Dort angekommen konnten wir uns natürlich nicht den Prambanan-Tempel und den Borobudur-Tempel entgehen lassen. Erstere ist die größte hinduistische Tempelanlage in Indonesien und wurde im Jahr 850 errichtet. Der Borobudur-Tempel ist dagegen eine der größten buddhistischen Tempelanlagen in Südostasien und wurde in etwa dem gleichen Zeitraum gebaut. Beide wurden nicht lange nach ihrer Fertigstellung u.U. auch im Zusammenhang mit Vulkanausbrüchen aufgegeben und erst im 19. Jh. wiederentdeckt und 1991 zum Weltkulturerbe erklärt.















Eine weitere 14-stündige Zugfahrt in der Holzklasse (Man muss ja alles mal gesehen haben.) fanden wir uns in Banyuwangi wieder - einem Ort an Fuße des Ijen. Um 21.00 Uhr angekommen machten wir uns schon 0.30 Uhr mit Stirnlampe auf die Socken zum Krater auf 2386 m, denn der Ijen ist der Vulkan mit der blauen Flamme. Hier entzünden sich austretende Schwefelgase spontan und lassen mit ihrer hellblauen Flamme ein einzigartiges Naturschauspiel entstehen. Deshalb muss man natürlich Nachts da hoch und das Ganze geht zumindest ab dem Kraterrand besser nur mit Atemschutzmaske. Der Ijen beherbergt einen der aktivsten Solfatare der Erde. Die Schwefel(säure)dämpfe können schon ganz gut in Augen, Nase und Hals brennen. Da hilft nur warten, bis die Wolke weg geweht wird.




 Als wäre das noch nicht genug, wird der türkisfarbene Kratersee Kawah Ijen auch das größte Säurefass der Welt genannt (pH 0,3). Ein Produkt dieser Dämpfe sind Schwefelablagerungen, die hier per Brechstange von Arbeitern abgetragen und dann in Bambuskörben auf den Schultern 200m den Krater hoch und wieder runter geschleppt werden müssen. Immer im Weg: Die Touristen, durch die man sich nur mit dem Ausruf "Miner Miner" einen Weg bahnt. Die Arbeiter schleppen pro Tour bis zu 80 kg den Krater hoch. Mit mehren Touren ergibt das pro Tag einen maximalen Tagesverdienst von ca. 10$ - alles ohne Atemschutzmasken versteht sich. Es gibt inzwischen andere Methoden an Schwefel zu kommen, aber die Miner sind noch immer günstiger. Kein Wunder, dass sich einige ein Zubrot verdienen, indem sie aus Schwefel Souvenirs schnitzen oder Touristen in Schubkarren den Vulkan hoch- und runterkutschen (ohne Mist). 












Nach diesem sehr eindrücklichen Erlebnis ging es für uns nach Bali - dem Ballermann der Australier.
Hier in Kuta wird echt mit aller Gewalt auf die niedersten Instinkte des Menschen eingeprügelt: All you can eat, Happy hour und leichte Mädchen. Es gibt auch massenhaft riesige Phallus-Symbole in allen Formen und Farben zum Beispiel als Flaschenöffner zu erwerben. Aber natürlich gibt es auch die ruhigen Ecken. Wir müssen zugeben, dass wir auf Bali selbst nicht viel herumgekommen sind. Zum Einen, weil wir einfach platt waren und ein paar Sachen für den Hopser nach Chile organisieren mussten und zum Anderen hat sich das nach dem Erdbeben auf Lombok (7,0 - schon das zweite in zwei Wochen), was auch hier gut zu merken war und auch einiges Chaos angerichtet hat, nicht so angeboten.

PS : Erdbeben sind echt gruselig! 
Unseren Urlaubs-Bekanntschaften auf Lombok ist glücklicherweise nichts passiert.


Yogyakarta Streetart